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  • AutorenbildUta Lewien-Schmidt

Das Neue Jahr schon probiert und auf den Geschmack gekommen?

Ein neues Jahr. Wenige Tage alt. Wie fühlt es sich an? Heute für viele wieder nach Routine. Montagmorgen, Schulbeginn, Arbeitsbeginn, ein Wohnzimmer ohne Weihnachtsbaum...Unsere Hundedamen freuen sich, dass endlich keine Tannennadeln mehr im Körbchen pieken...Eine ToDo-Liste auf dem Schreibtisch, die wieder gut gefüllt ist...

Mit anderen Worten, eigentlich wie immer? War es das mit dem beschworenen Neuanfang?


Bei mir persönlich herrscht eher ein anderes Gefühl. Nach meinem persönlichen "Strukturwandel" im Jahr 2022 wünschte ich mir manchmal etwas mehr "alte Gewohnheiten". Obwohl ich ja fast neun Jahre hier jedes Wochenende in Baunatal verbracht habe, war alles anders. Wie komme ich von A nach B...wo bitte finde ich was...was muss ich tun, dass...? Nach Jahrzehnten wieder das Bundesland in unserer Republik zu wechseln, ist gefühltes Neuland. Ich war zwar kein Flüchtling, aber so manchmal bekam ich ein Gefühl dafür, wenn vieles sich neu finden muss. Stress und Überforderung machte sich da auch bei mir breit. Hinzu kam, dass wir im vergangenen Jahr hier selbst verursachtes Chaos (Hausrenovierung) hatten.

Der Tagesablauf gestaltete sich jeden Tag wieder neu. Sichere Ressourcen lösten sich auf. Wenn auch in unserem Fall, architektonisch gewollt und geplant, abhängig von Lieferzeiten und Umsetzungsplanung. Und dann war da ja auch noch die Pandemie und deren Begleiterscheinungen.

Kraftraubend (Staub und die Geräuschkulisse), immer wieder neue Motivation zu finden, weil am Ende ja alles traumhaft schön werde. Selbst unsere Hundedamen wirkten gestresst - unsere Fiby mit Kopfhörer :-)).


Die Bedürfnisse veränderten sich. Richtig in mich reingehört, wurden auf einmal so kleinere Dinge wie ein ruhiger Abend zu zweit, ein Spaziergang oder Freunde besuchen wie kleine Auszeiten gefeiert. Eine große Atempause gab es nicht, denn es waren noch ein Umzug zu organisieren, Habseligkeiten - von denen man irgendwie immer zu viel hat - zu transportieren und wieder am neuen Platz zu ordnen. Was gerade noch da war, war plötzlich verschwunden. Keine Angst. Mit Sicherheit waren da keine Geister zu Werke. Nur der Geist der eingetrübten Wahrnehmung und mentale Leistungsschwäche schwebte durch das Haus. Die verloren geglaubten Dinge tauchten aber oft wieder in irgendeinem Karton auf, als man für das Problem bereits eine andere Lösung gefunden hatte. Weihnachtskekseausstecher, Anhänger für die Weihnachtskugeln...immer irgendwie weg. Aber ändern konnte ich wenig, nur meine Einstellung dazu. Logische und effiziente Arbeitsabläufe gab es nur in der Theorie...Und weil es eben genau diese Grenzen des Machbaren gab, ging es mit weniger auch, war trotzdem schön und dafür in viel mehr Gelassenheit verpackt. Dieser verflixte Perfektionismus brachte mich dazu, in einzelnen Gedanken zu verhaken und dabei den Blick für das große Ganze zu verlieren. Das neue Leben in einem gemeinsamen Zuhause mit meinem wunderbaren Mann...


Für mich wird das neue Jahr immer noch neue Herausforderungen bringen. Weil ich eben "zugezogen" bin. Ich machte das genau zum Thema, fragte meinem Umfeld Löcher in den Bauch. Und ich nahm Hilfe an. Mein Eigencoaching war erfolgreich. Veränderungen sind wie Bewegung, ein natürliches Element des Lebens. Und wir alle sind mittendrin, nicht nur durch eine private Entscheidung, nein auch im Weltgeschehen. Unsere Großeltern hatten keine Vorstellung darüber, wie schnell sich die Welt verändern kann. Und ich glaube, manchmal reduzierten sie die Geschwindigkeit für sich, indem sie sich einfach mal ausklinkten und eine Pause einlegten und für sich feststellten, dass sie das nicht wirklich brauchen. An diese Diskussion werden viele sich noch erinnern können. Unsere Eltern waren mit dem Aufbau einer Wachstumsgesellschaft voll ausgelastet, die uns eine nie gekannte Sicherheit vermittelte. Und wir selbst bekommen für dieses Leben in der Konsumgesellschaft auch immer wieder eine neue Rechnung präsentiert. Die Gefühle blieben oft auf der Strecke, wir haben funktioniert, Pflichten erfüllt, waren erschöpft und auch ausgebrannt, haben uns angepasst, getröstet oder motiviert mit etwas, was man vor das Haus oder in die Garage stellt, mit gut gefüllten Schränken, warmen Wohnzimmern und immer etwas Gutes zu Essen und zu Trinken im Haus. Aber es gibt sie nun mal, die berühmten zwei Seiten einer Medaille. Es gibt nicht nur Vorteile, Synergieeffekte und berechenbare Ergebnisse sondern auch neue Unsicherheiten und Überforderung. Bestes Beispiel einer globalisierten Welt. Neue Kommunikationsmedien ermöglichen in globaler Echtzeit neues Wissen, Informationen, Beziehungen über große Entfernungen hinweg. Die Abschaffung des Services Telegramm und der Abbau der öffentlichen Telefonzellen sind ein Zeichen für den Wandel (was für mein Empfinden viel zu lange gedauert hat...). Wenn Ängste sich breit machen, muss Vertrauen neu gefasst werden. Und wir müssen uns wieder eine Frage ehrlich beantworten...Was ist Dir wirklich wichtig in Deinem Leben? Welche Haltung zu den Veränderungen nimmst Du ein?


Veränderungen zu ignorieren, ist kein Weg, der auf Dauer von Erfolg gekrönt sein wird. Besser wird es sein, Mut zu fassen, Perspektiven zu suchen und Neues zu probieren, um auf den Geschmack zu kommen. Auf dieses neue Jahr!


Bei meinem letzten Spaziergang habe ich sie getroffen. "Frau auf Parkbank" eine Plastik aus dem Baunataler Stadtpark. Sie steht laut ihrem Erschaffer - Mic Leder, geb. 1958 in Krefeld - als ein Teil eines imaginären Lebenskreises gegenüber dem großen Kinderspielplatz. Eine Gegenüberstellung von "Jung und Alt", "lebender und toter Materie". Ich konnte bei meinem Spaziergang nicht widerstehen, neben ihr Platz zu nehmen. Und ich muss sagen, mein Hund und ich fühlten uns unheimlich lebendig in ihrer Gegenwart.




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